Die geplante Preiserhöhung im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs in Bonn wird die Diskussion über einen für alle verträglichen Weg in der Umsetzung der Verkehrswende weiter anheizen. Schon jetzt spaltet das Thema die Gesellschaft. Dabei stellt ein eng getakteter, flächendeckend nutzbarer, mit umweltfreundlichen Bussen ausgeführter und kostengünstiger ÖPNV die wesentliche Säule im Konzept vieler Kommunen dar, um die derzeitige Motivation von Pendlern und Innenstadtbesuchern zu nutzen, das eigene Auto stehen zu lassen und auf Bus und Bahn umzusteigen. Dies ist aber nur möglich, wenn dabei die monatlichen Kosten jedes Nutzers das vorhandene Haushaltsbudget nicht sprengen.

„Mit der jetzt geplanten drastischen Preiserhöhung, die in Folge der steigenden Kosten sicherlich ihre Berechtigung hat, wird dieser Effekt aber schon im Keim erstickt. Und dabei spielt die Zeit gegen die Kommunen. Mit einer zunehmenden Umstellung der Verbrenner auf „saubere“ E-Autos wird das Argument der Luftverschmutzung der Innenstädte nicht zu halten sein. Darüber spricht aber niemand. Stattdessen werden derzeit ausschließlich Maßnahmen ergriffen, die das Auto zu Gunsten von Fahrrädern einschränken. Somit wird eine gesellschaftliche Spaltung vollzogen. Andere Städte haben dies bereits erkannt und schwenken um. Hier werden ausreichende Park & Ride Parkplätze mit Ladeinfrastruktur geschaffen, um insbesondere das Umsteigen beim Weg zur Arbeit oder zum Shoppen zu erleichtern“, so Jannis Vassiliou, Vorsitzender des Einzelhandelsverbands Bonn Rhein-Sieg Euskirchen.

Denn: Es sind im Wesentlichen die täglichen Pendler, die das hohe Stauaufkommen verursachen und nicht die Verbraucher, die in die Innenstadt fahren um Ihren Bedarf zu decken und dadurch auch die Innenstädte, die wir so brauchen, am Leben erhalten. Anstatt Parkflächen an den Bonner Stadtgrenzen zu schaffen sollen Verbote für den innerstädtischen Autoverkehr das Problem lösen und die Bürger zum Umdenken zwingen. Das dies nicht funktioniert zeigt die Bilanz der letzten zwei Jahre. So ging die Zahl der 110.000 Pendler, die täglich nach Bonn kommen, nur zurück, weil Homeoffice in Folge von Corona und ein günstiges Deutschlandticket geholfen haben. Jetzt pendeln sich die Werte wieder auf dem Niveau der Vergangenheit ein, ohne dass Lösungen in Sicht wären. Dabei wird sich die Situation durch die geplanten Baustellen auf den Zubringerstraßen noch einmal deutlich verschlechtern. Die Folgen sind heute bereits absehbar: Die Besucher der Innenstadt bleiben weg und wenden sich dem Online-Handel oder anderen Städte zu.

„Wir als Einzelhandelsverband Bonn Rhein-Sieg Euskirchen unterstützen die Verkehrswende, aber es muss ein Weg gefunden werden, der allen Bedürfnissen gerecht wird. Dazu stehen wir jederzeit für Gespräche zur Verfügung“, so Jannis Vassiliou.