
Düsseldorf, 10.03.2025, Hyatt Regency Hotel, Handelsverband NRW (HV NRW) Jahresempfang der Handelsverbände mit Gast Ministerpräsident NRW Hendrik Wüst | F o t o : V o l k e r W i c i o k
Im Rahmen eines festlichen Empfangs versammelten sich auch in diesem Jahr zahlreiche Vertreter des nordrhein-westfälischen Einzelhandels, der Wirtschaftsverbände sowie Abgeordnete der Parlamente, Bürgermeister, Vertreter des diplomatischen Corps und der Kommunalpolitik, um sich über die aktuellen Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Branche auszutauschen. Neben einer Rede von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst MdL stand insbesondere der Branchennachwuchs in einer Podiumsdiskussion im Fokus des Abends.
Mit hunderttausenden Arbeitsplätzen und als entscheidender Faktor für die Attraktivität von Innenstädten trägt der Einzelhandel maßgeblich zur wirtschaftlichen Stabilität des Landes bei. „Unsere Branche hat sich stets an neue Rahmenbedingungen angepasst, doch der aktuelle Umbruch ist in seiner Komplexität und Intensität einzigartig“, erklärte Michael Radau, Präsident des Handelsverbandes Nordrhein-Westfalen (HV NRW) in seiner Rede. Internationale Konflikte, steigende Kosten sowie unsichere Handelswege beeinflussen die Rahmenbedingungen des Einzelhandels erheblich. Gleichzeitig führen neue Marktakteure aus Drittstaaten zu Wettbewerbsverzerrungen. „Wir fordern faire Wettbewerbsbedingungen und setzen uns dafür ein, dass der Staat effektive Maßnahmen ergreift“, so Radau.
Auch die wachsende Bürokratielast stellt den Einzelhandel vor Herausforderungen. Dokumentationspflichten und aufwendige Berichtspflichten binden wertvolle Ressourcen, die für Innovation und Kundenorientierung genutzt werden sollten. „Wenn ein Händler mehr Zeit mit Papierkram als mit seinen Kunden verbringt, dann läuft etwas falsch“, kritisierte Radau. Die zunehmende Digitalisierung und das veränderte Kaufverhalten der Verbraucher beeinflussen die Entwicklung der Innenstädte stark. Studien zeigen, dass Innenstädte sich neu erfinden müssen, um lebendige Orte der Begegnung zu bleiben. Hierzu seien gezielte Konzepte und eine enge Zusammenarbeit zwischen Handel, Politik und Gesellschaft notwendig.
Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen Hendrik Wüst MdL saß selbstverständlich unter den Zuhörern und konnte in seiner anschließenden Rede auch direkt auf diese Punkte eingehen: „Nordrhein-Westfalen ist Deutschlands Herzkammer des Handels. Der Handel ist das Rückgrat unserer Innenstädte, Motor für Innovation und ein starker Arbeitgeber in der Region. Damit das auch in Zukunft so bleibt, setzt sich die Landeregierung konsequent für bessere Rahmenbedingungen ein. Steigende Energiepreise, geopolitische Unsicherheiten und zunehmender Wettbewerbsdruck insbesondere außereuropäischer Anbieter erfordern mehr denn je ein entschlossenes Handeln auf allen Ebenen. Wir arbeiten deshalb an verlässlicher Energiepolitik im Bund, niedrigeren Strompreisen, reduzieren Bürokratie und wir investieren in Innovation und Bildung. Gerade jetzt brauchen wir Menschen, die mit Unternehmergeist und Zuversicht vorangehen. Solche visionären Menschen sind die Mitglieder des Handelsverbands. Fest steht: Nur gemeinsam können wir den Handel in Nordrhein-Westfalen zukunftssicher machen.“
Trotz der Herausforderungen bietet die Digitalisierung große Potenziale für den Einzelhandel. Durch künstliche Intelligenz und digitale Tools können Kunden gezielter angesprochen und Prozesse effizienter gestaltet werden. „Mit Projekten wie den Digitalcoaches und dem KI-Navi Handel ist NRW hier bereits gut aufgestellt, doch die Nachfrage zeigt, dass weiter Unterstützung benötigt wird“, erklärte Radau. Der Dank an die NRW-Landesregierung, hier bereits wichtige Unterstützung durch die Förderung dieser Projekte zu leisten, wurde durch Applaus des Publikums bestätigt.
Ein weiteres Schwerpunktthema ist die Nachhaltigkeit. Konsumenten legen zunehmend Wert auf umweltfreundliche Produkte und ressourcen-schonende Prozesse. Der Handel ist bereit, seinen Beitrag zu leisten, fordert jedoch pragmatische Förderungen statt bürokratischer Hürden. „Anstatt neue Berichtspflichten zu schaffen, sollten Unternehmen gezielt bei der Implementierung nachhaltiger Technologien unterstützt werden“, so Radau.
Die Veranstaltung machte deutlich: Der Wandel im Einzelhandel kann nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erfolgreich gestaltet werden. Neben der Forderung nach weniger Bürokratie, Investitionen in die Innenstädte und Unterstützung bei der Digitalisierung, liegt es auch an der Branche selbst, neue Wege zu gehen. „Wir müssen die Chancen nutzen, nachhaltige Konzepte entwickeln und den Mut haben, Innovationen voranzutreiben. Der Einzelhandel ist mehr als eine Branche – er ist ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Gesellschaft“, fasste Radau zusammen.
Das konnte so auch der Branchennachwuchs unterschreiben. In einer Podiumsdiskussion ließ der Handelsverband NRW drei junge Leute aus der Einzelhandelsbranche zu Wort kommen, da auch im Einzelhandel das Thema Nachwuchssorgen präsent ist. Um aber nicht nur über den Nachwuchs zu sprechen, sondern mit ihm zu sprechen, wurden Marie Osthues (Juwelier Osthues, Münster), Sarina Holtrup (Buchhandlung Das Worthaus, Aachen) und Daniel Bendel (Rewe Schmitz, Mönchengladbach) als Diskutanten eingeladen. Unter dem Titel „Zukunft des Handels – Nachwuchs als Schlüssel zum Erfolg“ berichteten die drei, was aus ihrer Sicht den Einzelhandel attraktiv macht, wie mehr Nachwuchs für den Einstieg in den Handel begeistert werden kann und wie der Einzelhandel von morgen gestaltet werden kann. Die Antworten stießen beim Publikum nicht nur auf offene Ohren, sondern auf große Zustimmung.
Trotz aller Herausforderungen gibt es viel Grund zur Zuversicht: Mit dem Engagement der Unternehmerinnen und Unternehmer, den richtigen politischen Rahmenbedingungen und innovativen Konzepten kann es gelingen, den Einzelhandel aktiv in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Der Wandel bietet große Chancen – es gilt, sie zu ergreifen und gemeinsam eine neue, positive Perspektive für den Handel zu schaffen.
Die Veranstaltung bot wieder eine wertvolle Plattform für den Austausch von Ideen und Strategien. Sie machte einmal mehr deutlich, dass es entschlossene Maßnahmen braucht, um den Einzelhandel in NRW zukunftsfähig zu gestalten.
Durch den Abend führte Moderatorin Gisela Steinhauer. Der Haaner Musiker Leander Machan sorgte für klangvolle Momente und setzte den musikalischen Rahmen.
Pressemitteilung als PDF zum Download
Rede von HV NRW-Präsident Michael Radau zum Download
Weitere Impressionen vom Abend finden Sie auf der Seite des Jahresempfangs