Der Einzelhandelsverband hat heute noch einmal die Daten, auf welche sich die Aussagen von Oberbürgermeisterin Katja Dörner und Planungsdezernent Helmut Wiesner beziehen, analysiert und folgende Feststellung gemacht.

Das Portal hystreet.com, welches Passantenfrequenzen in der Bonner Fußgängerzone erfasst, vermeldet einen Rückgang dieser Frequenzen im Vergleich zu 2019.  2019 lagen die Werte in der 13. Kalenderwoche bei circa 86.000 bis 90.000 Personen am Tag. In der 13. Kalenderwoche des Jahres 2022 wurden Werte zwischen circa 60.000 und 63.000 ermittelt. Dies entspricht einem Rückgang um circa 1/3.

„Die Behauptungen der Oberbürgermeisterin Katja Dörner ist irreführend und entspricht nicht der tatsächlichen Situation in der Bonner Innenstadt. Die Passantenfrequenzen sind in den letzten Wochen nicht gestiegen. Die Zahlen von hystreet.com zeigen vielmehr ein Stagnieren seit Anfang März. Auch wurde bei der Auswertung durch die Oberbürgermeisterin und Herrn Wiesner ein wichtiger Faktor nicht berücksichtig. Die Lockdowns in den Frühjahren 2020 und 2021. Aus diesen Gründen lässt sich das Jahr 2022 nicht mit den vergangenen zwei Jahren vergleichen. Vielmehr muss der Vergleich mit 2019 im Vordergrund stehen, da 2019 und 2022 der Handel zum aktuellen Zeitpunkt keine Restriktionen auf sich nehmen musste. Die jetzigen Frequenzen sind kein Grund zur Freude, da Maßnahmen, wie die Kappung des City-Rings und Bauarbeiten im Straßenverkehr, den Einzelhandel weiter zusetzen“, sagt Jannis Vassiliou, Vorsitzender des Einzelhandelsverbands Bonn Rhein-Sieg Euskirchen.

Auch die Frequenzveränderungen der Bonner Parkgaragen (Marktgarage, Münsterplatzgarage, Stadthausgarage, Operngarage, Friedensplatzgarage, Beethoven-Parkhaus) geben einen Einblick in die im Vergleich zu 2019 niedrigeren Frequenzen in der Innenstadt. So sind die Auslastungen der genannten Garagen in der 12. und 13. Kalenderwoche 2022 im Vergleich zu 2019 um 26% zurückgegangen.

Zwar sind die Parkgaragenauslastungen im Jahr 2022 positiver als im vergangenen Jahr, wo der Lockdown für Frequenzveränderungen in den Parkgaragen von bis zu minus 63% verantwortlich war, doch sind in diesem Jahr die Parkgaragen durch die Kappung des City-Rings und andere aktuelle und in naher Zukunft stattfindende Baumaßnahmen schlechter zu erreichen, so dass eine positive Entwicklung der Frequenzen in diesem Jahr fraglich bleibt.

„Planungsdezernent Helmut Wiesner schätzt die derzeitige Verkehrssituation in der Bonner Innenstadt falsch ein. In der gesamten Innenstadt lassen sich tagtäglich an mehreren Orten, ausgelöst durch die Kappung des City-Rings und gleichzeitig stattfindende Bauarbeiten, Staus und verstopfte Straßen feststellen. Auch häufig dort, wo es in der Vergangenheit keine Probleme gab. An anderen Stellen, wo ein Durchgangsverkehr benötigt wird, zum Beispiel in der Thomas-Mann-Straße, fehlen durch die Kappung nun Kunden, die den dort ansässigen Einzelhandel in der Vergangenheit besuchten. Dort gibt es Frequenz- und Umsatzeinbrüche um bis zu 90%, so Jannis Vassiliou weiter.

Der Einzelhandelsverband führte eine Händlerumfrage durch, in der auch nach Kundenfrequenzen in der 12. Kalenderwoche 2022 (21.3. – 26.3.) gefragt wurden. 16% der Befragten gaben an, dass das Frequenzniveau bei 50% oder weniger im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 liegt. 47% gaben an, dass das Niveau bei 50 bis 80% liegt.