Gemeinsam hatten im Sommer 2020 das Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Bonn und der Einzelhandelsverband Bonn Rhein-Sieg Euskirchen das Institut für Handelsforschung in Köln beauftragt, im Rahmen der Studie „Vitale Innenstädte 2020“ auch die Bonner Innenstadt zu untersuchen.

Im Zeitraum vom 24.9. bis zum 17.10.2020 – also vor dem zweiten Lockdown – wurden an zwölf Standorten in der City insgesamt 1.000 Personeninterviews geführt, je 500 an Donnerstagen und 500 an Samstagen. Insgesamt hatten sich 107 Städte und Gemeinden unterschiedlicher Größen an der Studie beteiligt, davon elf weitere Städte in der gleichen Größenordnung wie Bonn zwischen 200.000 und 500.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.

Die befragten Personen gaben der Bonner Innenstadt die überdurchschnittliche Gesamtnote 2,2 (Durchschnitt in der Vergleichsgrößenklasse 2,6). Mehr als drei Viertel vergaben die Schulnoten 1 und 2. Victoria Appelbe, Wirtschaftsförderin der Stadt Bonn sagte, „Die Studie bestätigt die oberzentrale Funktion der Bonner Innenstadt und ihre hohe Attraktivität für die Menschen, die sie innerhalb der Stadt und von außerhalb besuchen.“

Lediglich in den Themenfeldern „Erlebniswert“ und „Aufenthaltsqualität„ beispielsweise durch Sitzgelegenheiten, Ruhe- und Verweilzonen, Stadtbegrünung, Springbrunnen oder Sport- und Spielgeräte“ wurden von rund 60 Prozent der Befragten mehrheitlich Verbesserungen gewünscht.

Beim Einzelhandelsangebot wurden gute bis sehr gute Noten vergeben, vornehmlich bei Textilien, Schuhen, Uhren/Schmuck und Unterhaltungselektronik. Wohnen, Büro und Sport/Hobby sowie Lebensmittel erhielten lediglich ein „befriedigend“.

Offensichtliche Unterschiede ergaben sich in Bezug auf die Besuche unterhalb der Woche und an Wochenenden: Donnerstags kamen 54,2 Prozent von außerhalb der Stadt Bonn, Samstags nur 38,8 Prozent.

Die Befragung bestätigte auch den seit vielen Jahren bestehenden Einzugsbereich der Bonner Innenstadt: Es handelt sich im Wesentlichen um die Gesamtstadt Bonn, den Rhein-Sieg-Kreis und den Kreis Ahrweiler. 87,8% der Befragten sehen die Bonner Innenstadt als „touristisches Ausflugsziel“.

Deutlich überdurchschnittlich ist der Anteil weiblicher Besucherinnen: 59,3 aller Besucherinnen der Bonner Innenstadt sind weiblich, im Durchschnitt der Vergleichsstädte sind es zwar auch mehr Frauen als Männer, aber lediglich 55,5 Prozent.

Mehr als 80 Prozent der befragten Personen waren im „kaufkräftigen“ Alter zwischen 21 und 65 Jahre.

Der überwiegende Grund zum Besuch der Bonner Innenstadt ist das Einkaufen. Samstags ist der zweitwichtigste Anlass der Besuch der Gastronomie, Donnerstags ist dieser „Behördengang, Arztbesuch, Arbeiten“.

18 Prozent der befragten Personen besuchen die City täglich, 46,1 % mindestens einmal wöchentlich. Fast zwei Drittel sind also treue Stammkundinnen und –kunden.

Auf die Frage nach Veränderungen des Einkaufsverhaltens aufgrund des Onlinehandels antworteten 55,3% der Befragten „Ich kaufe zwar online ein, aber besuche diese Innenstadt zum Einkauf unverändert häufig“. Nur 13,9% der Befragten verstärkt online einzukaufen und daher die Innenstadt seltener zu besuchen. „Die Bonner Wirtschaftsförderung sieht sich hierdurch bestätigt, ihre Workshop- und Beratungsangebote zur Digitalisierung dem lokalen Handel weiter anzubieten,“ sagte der City-Manager im Amt für Wirtschaftsförderung, Arnulf Marquardt-Kuron.

Das meistgenutzte Verkehrsmittel zum Besuch der Bonner Innenstadt war im Jahr 2020 mit 40,3 % der private PKW, gefolgt von Bussen und Bahnen mit 31,0 %. Die Fußgänger*innen mit 15,2 % und Radfahrer*innen mit 13,5 % folgten mit weitem Abstand. Offenbar hat sich das Verhältnis der Verkehrsträger auf Grund der Corona-Pandemie verändert: Im Jahr 2016 kamen noch 42,6 % der Besucher*innen mit Bussen und Bahnen,  27,5 % mit dem Auto und 16,1 % mit dem Fahrrad, 13,7 % gingen zu Fuß.

Besonders erfreulich für die Bonner Innenstadt ist der sogenannte Net Promoter Score (NPS), der die Wahrscheinlichkeit ermittelt, dass die befragten Personen die Innenstadt an Freunde oder Bekannte weiterempfehlen. Dazu Jannis Vassiliou, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes: „Der deutlich überdurchschnittliche Net Promoter Score von   69 % ist sensationell und ermutigt uns alle, diese Stadt noch weiter in Richtung Spitze zu bringen.“ Der Durchschnitt der Vergleichsstädte lag bei lediglich 22,2 %.

Die Untersuchung „Vitale Innenstädte 2020“ des IFH KÖLN

Wie sieht die Zukunft der deutschen Innenstädte aus und was wünschen sich Innenstadtbesucher von ihren Stadtzentren? Diese Fragen liegen der bundesweiten Untersuchung „Vitale Innenstädte 2020“ zugrunde, die das IFH KÖLN im Herbst 2020 bereits zum vierten Mal durchgeführt hat.

In 107 deutschen Städten aller Größen und Regionen wurden zeitgleich Innenstadtbesucher zu ihren Einkaufsgewohnheiten und der Attraktivität der Innenstadt befragt. Die Datenerhebung erfolgte zwischen Ende September und Mitte Oktober 2020 anhand eines einheitlichen Fragebogens. Insgesamt sind so rund 60.000 Interviews zusammengekommen.

Ziel der Untersuchung ist es, den Partnern in Handel und Verwaltung dringend benötigte Informationen über die Positionierung ihrer Stadt aus Sicht der Besucher als Planungsgrundlage für standortspezifische Maßnahmen liefern zu können. Die Untersuchung liefert sowohl allgemeine Ergebnisse zur Attraktivität von Innenstädten und den Ansprüchen der Innenstadtbesucher an die Stadtzentren der Zukunft als auch spezifische Erkenntnisse zu einzelnen deutschen Städten aller Größen und Regionen.

Unterstützt wurde die Untersuchung von der Bundesvereinigung City-und Stadtmarketing Deutschland e. V. (bcsd), dem Deutschen Industrie-und Handelskammertag (DIHK), dem Handelsverband Deutschland (HDE) und dem Deutsche Städte-und Gemeindebund (DStGB).